Interview mit Ken O'Connell
Juni 2011
Ken O'Connell
I: Herr O‘Connell, Sie sind Projektleiter und Entminungskoordinator bei MgM in Angola. Was ist das für ein Beruf?
Ken: Es ist natürlich ein sehr spannender Beruf, herausfordernd jeden Tag und mit einem gewissen Berufsrisiko, auch wenn bei uns bis auf eine Ausnahme noch nie etwas passiert ist. Man muss sich aber klar machen, dass ein kleiner Fehler bei der Entminungsarbeit das eigene Leben und das Leben der Mitarbeiter kosten kann.
Man arbeitet oft Monate mitten im Busch und fernab städtischer Zivilisation, da muss man enthaltsam und ausdauernd sein können. Unsere momentane Basis Jamba liegt zum Beispiel in der Angolanischen Südostprovinz Kuando Kubango. Von Jamba bis zum nächsten Supermarkt sind es locker 350 km.
I: Was genau gehört zu ihren Aufgaben und Verantwortungen?
Ken: Ich leite die Koordination der Entminung. Das heißt, wenn Gelder für ein bestimmtes Projekt zur Verfügung stehen, dann leite ich zuerst den Aufbau der Basis. Geräte, Fahrzeuge etc. müssen verlagert werden, was besonders in Angola eine große logistische Herausforderung ist. Gleichzeitig wird der eigentliche Entminungseinsatz geplant, dass heißt, es wird genau festgelegt, wann welche Routen bzw. Minenfelder geräumt werden. Die ungefähre Situation kennt man natürlich auch schon vor der Antragstellung für ein Projekt, aber die finale Projektkoordinierung ist dann immer nochmal etwas Anderes - Spontanität gehört auch zu meinem Job und die Fähigkeit blitzschnell auf unerwartete Probleme reagieren zu können.
Zu meinen zentralen Aufgaben gehört dann natürlich auch die Koordination der Entminungsarbeit an sich, sowie die Dokumentation über Entminungserfolge - das ist das A und O unserer Arbeit, eine Mine, die nicht dokumentiert ist, ist nicht geräumt.
I: Geben Sie denn eigentlich eine Garantie, dass die von ihnen geräumten Gebiete minenfrei sind?
Ken: Wir geben unseren Endbericht an die Nationale Entminungskommission in Angola (CNIDAH), diese schicken dann ein Team zu uns und kontrollieren Teile unserer Arbeit nach. Die CNIDAH stellt dann ein Zertifikat aus und bestätigt die Entminung des Gebietes oder der Straße. Aber eine 100% Sicherheit gibt es natürlich nie. Auch in Europa werden fast täglich Blindgänger und alte Munition aus den beiden Weltkriegen gefunden. Vielleicht wird Angola nie ganz minenfrei sein, aber wir werden unser Menschenmöglichstes tun, um es wenigstens zu versuchen.